Workshop-Bericht von Gabriele Koné | pädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachstelle Kinderwelten im Bereich der Vorurteilsbewussten Medien- und Materialienentwicklung

In Deutschland ist etwa jedes fünfte bis sechste Kind im Vorschulalter bis zu sechs Jahren von finanzieller Armut betroffen. Kitas stehen vor der Aufgabe, sozioökonomische Benachteiligung und deren Risiken für die kindliche Entwicklung zu erkennen und bewusst zu reagieren. Bei der Arbeit mit Familien in Armutslagen gilt es eigene stereotype Vorstellungen in den Blick zu nehmen, ihre Konsequenzen auf das pädagogische Handeln kritisch zu reflektieren und gemeinsam eine konstruktive Praxis zu entwickeln. Finanzielle Armut darf kein Tabu sein. Vertrauensvolle Beziehungen ermöglichen es Erzieher*innen, Unterstützungsbedarfe frühzeitig zu identifizieren und den pädagogischen Alltag so zu konzipieren, dass alle Kinder gleichberechtigt teilhaben können.

Hierzu kann der Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung & Erziehung einen entscheidenden Beitrag leisten. Neben Sachwissen und Praxiserfahrungen bietet der Workshop die Gelegenheit sich mit eigenen Vorstellungen und Erfahrungen auseinanderzusetzen.

Ein kurzer Input leitete den Workshop ein, aufbauend auf dem Vortrag von Heike Weinbach beschäftigten wir uns mit den Auswirkungen von finanzieller Armut auf Kinder. Die gesellschaftlich vorherrschende Ideologie der „Meriokratie“, dass also Leistung belohnt werde, führt dazu, dass finanzielle Armut als persönliches Versagen betrachtet wird. Die gesellschaftlichen Barrieren, die Armut hervorbringen, werden nicht thematisiert. Belastende Lebensumstände, die mit finanzieller Armut einhergehen können, können Stress bei Kindern hervorrufen. Mögliche negative Gefühle der Kinder können auch die Eltern-Kind-Interaktion beeinträchtigen. In Zusammenwirkung mit dem Stress, den die Eltern selbst möglicherweise empfinden, kann dies dazu führen, dass Eltern dann nicht immer in der Lage sind, ausreichend den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Es gab eine heftige und kontroverse Diskussion darüber, ob das neue „Baukindergeld“ dazu beiträgt, Kinderarmut zu verringern oder doch eher Familien der sog. Mittelschicht entlastet. In Arbeitsgruppen wurden dann Praxisbeispiele zu armutssensiblem Handeln in Kitas diskutiert. Die Frage: „Warum müssen Veranstaltungen, die Kinder im Rahmen der Kita besuchen, etwas kosten?“ leitete zu einem angeregten Austausch über gelungene Beispiele armutssensiblen Handelns aus der eigenen Praxis der Teilnehmer*innen über. Es wurden Ideen gesammelt, wie derartige Angebote kostenlos gestaltet werden könnten, indem z.B. auf verschiedene Arten Spenden akquiriert werden oder Kultureinrichtungen um Freikarten gebeten werden… Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass es für einen diskriminierungssensiblen Umgang mit Klassismus wichtig ist, sich im Team damit auseinander zu setzen, was jede*r mit dem Thema „Geld“ verbindet sowie eigene Erfahrungen und mögliche Vorurteile und Stereotype zu reflektieren.