Warum bewusste Gespräche über Rassismus schon mit den Jüngsten wichtig sind und wo die Fallen lauern

Im Workshop beziehen wir uns auf Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Alltag von Kindergartenkindern jedweder Herkunft. Wir setzen an den vermeintlich “neugierigen” Fragen der Kinder an, die zeigen, wie Kinder bestehende gesellschaftliche Machtverhältnisse verarbeiten. Sie beobachten in ihrer Umgebung genau: Wer fragt wen und warum? Wer antwortet wie und warum? Welche Fragen stellen Kinder und welche nicht? Welche sind Rassismus-relevant? Wie wird darin „Othering“ erkennbar, das „Andersmachen“ von Menschen, denen damit schnell das Deutschsein und die Zugehörigkeit zur Kita abgesprochen wird? Warum stellen weiße1 Kinder Rassismus-relevante Fragen und wie können wir mit ihnen darüber sprechen? Wie können Kinder ermutigt werden, über Vorurteile nachzudenken? Eine Strategie ist der Wechsel der Perspektiven: Identifikationsmöglichkeiten in Märchen und bei Disney wirken sich stark auf das Selbstverständnis sowie Selbstbewusstsein aus. Für wen ist es eine Selbstverständlichkeit, dargestellt zu werden? Wer kann Prinzessin sein? Muss eine Prinzessin blond sein? Mit dem Fokus auf „Was ist da? Und warum?“ kann verstanden werden, was sonst selbstverständlich erscheint. Statt zu fragen „Warum ist XY ‚Schwarz‘ oder ‚Braun‘?“ kann gefragt werden: Warum bin ich eigentlich „Weiß“?

Im Workshop gibt es einen kurzen Überblick über die Entstehung des „Anderen“, konkret mit Bildern von Afrikaner*innen in Deutschland aus kolonialhistorischer Perspektive. Mit einer Übung laden wir zur Selbstreflexion ein und schauen uns Handlungsmöglichkeiten an. Der Workshop ist ein Plädoyer für mehr Sensibilität bei Handlungen und Antworten in Bezug auf Rassismus und warum es wichtig ist, in der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung© besonders hierauf den Fokus zu lenken.

Referent*in: Adalca Tomás ist Fortbildnerin für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung© , Empowerment-Coach und in der anti-rassistischen Arbeit in Berlin engagiert. Sie ist Mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Sie referiert zu den Themen feministische Frauenarbeit, intersektionale Pädagogik, Migration, Interkulturelle Mediation und Didaktik sowie Empowerment in der Kinder- und Jugendarbeit.


1 Der Begriff weiß bezieht sich nicht auf die Hautfarbe, sondern auf eine soziale (Macht-)Position bzw. Privilegierung als nicht von Rassismus betroffen. Das großgeschriebene „Schwarz“ hingegen ist eine politische Selbstbezeichnung, die aus einer Widerstandssituation gegen Rassismus entstand und als Alternativbezeichnungen zu rassistischen Begriffen eingeführt wurde.